Sonntag, 20. April 2014

Choke.

Sie haben gesagt: Schluck es runter. Und im ganzen.
Sehend, wie der Erfolg für sie spricht, habe ich gehorcht.
Jetzt will es nach oben, ich kann es niemals halten
 wo es bleiben soll.
Ich hasse Masken.
Neulich kam einer vorbei. Dem gefiel meine Visage.
Zögernd streckte er einen dünnen Arm aus, sie zu berühren... Ach! Aber
sie war nicht aus Pappmaché. Da ging er weiter.
Denn warme Haut garantiert keinen Frühling im Winter. Und du!
Ich weiß, ich könnte dich lieben, wenn ich nur deine Geschichte kennte.
Ich will das nicht leugnen: In vielen Nächten ist es gar nicht leicht zu warten.
Doch ich tu's. Oh, was hasse ich Masken...
Nun, vielleicht liebt mich nie einer. So ganz ohne Spielchen.
Bevor du aber kommst, und mich mitnimmst, nur weil ich gut Komödie spiele
würg ich mein Herz lieber hervor
und zerschneide es an den harten Kanten meiner Seele.
In tausend blutige Fleischlappen. Die sollen die Hunde nur fressen!

Während ich alles auskotze, was meine Brust so hergibt, stehst du kühl neben meiner kauernden Gestalt und sagst leise: Erstick doch dran.

Mittwoch, 2. April 2014

night out.

Ich hör mich durch deine Songs, so wie die Raupe Nimmersatt sich einst durch ihre Tage frass.
Ich bin Mensch gewordene Verzweiflung. Ich tue nichts, aber das im Rausch, so bin ich. Getrieben (ins Nichts) von jeder einzelnen Angst die du dir vorstellen kannst. Versagensangst, Verlustangst, Sterbensangst. Angst vorm auffallen, Angst vorm untergehn. Vorm allein sein. Gesellschaft haben. Es ist nicht nur gradezu, sondern tatsächlich lächerlich. 
Aber wenn du Schmierenkomödie liebst, nach Übertreibung lechzt und die Anstrengung suchtest (es soll ja solche geben) – hier bist du richtig.

Erwähnte ich, dass ich nicht Nein sage(n kann)? Das solltest du im Hinterkopf behalten.

Und dann kommen sie, die Musiker, die Künstler, die Performer! All diese Macher, Könner, Möchtegerns, und fragen dich: Was schreibstn so?
Gern geben sie dir eine Chance, vermassel es nicht, atme, atme! Konzentration denkst du dir, und: Jetzt mal nicht bescheiden, auffallen um jeden Preis, aber du sagst:                        
Och, eigentlich so ziemlich alles.
Sie lächeln verunsichert, nippen an ihrer Glasflasche (die Uhrzeit bestimmt den Inhalt), haken nochmal nach. Lass sie nicht am langen Arm verhungern, sie wollen dich doch gut finden!
Nein, wirklich, du kannst ihnen nichts vorwerfen, außer vielleicht Interesse. Meine Güte, Buchstaben halt, Sätze und so! willst du fluchen. Leichte Panik macht sich breit, jetzt alles auf eine Karte! Hast du grade wirklich „Fantasy“ gesagt? Das überwältigend betretene Schweigen sagt dir: Ja. Ein letztes Aufbäumen deiner Selbstachtung lässt dich hastig hinzufügen, dass du ja aber noch am Anfang deiner Karriere stehst, dann nebenbei das Studium, und überhaupt. Was „überhaupt“ bedeutet, wen juckt es. Du stürzt dein Bier hinunter, greifst nach deiner Jacke, bist auf und bald auch schon davon. Das schlimmste am schreiben sind doch, stellst du flüchtend fest, immer wieder diese Kulturliebhaber.

Mittwoch, 19. März 2014

Fever.

Ich werde Raucher. Ich teere mein Lunge, meinen Rachen, meine Seele und mein Herz gleich mit.
Ich male keine Bilder mehr an wohlig schimmernde, rote Wände. Ich hab meine Wachsmalkreiden aufgegessen, und mit samtener Stimme gesagt: Fuck off.
Ich zeige jedem dem Finger, ich trinke vulgär zu Mittag und speise mondän zur Nacht. Ich mache alle Dinge umgekehrt, und interessiere mich nicht die Bohne dafür ob du denkst dass mein Rock zu kurz ist. Ich gehe ohne Furcht durch dunkle Straßenecken und einsame Seitengassen, ich lese. Leseleselese.
Ich geb mir die Kugel, und das jeden Tag. Nie mehr, niemals! soll ein anderer meinen Tag bestimmen, meine Launen. Meine Leistungen. Mein Leben. Verlangen werde ich, auf den Tisch nicht klopfen sondern schlagen, bis er zerbricht.Oder meine Faust.
Dies ist mein Manifest, kannst du die Kriegstrommel hören? Mein Herz soll mir gehören. Vierundzwanzig Jahre habe ich es anderen geschenkt, immerzu, stetig und beständig, freundlich lächelnd, liebend. Vergebend. Vergessend, sogar das.
Am liebsten an die räudigen Straßenstreuner, ein Herz für alle, die keiner mehr will. Oder die nie jemand wollte.

Von allen Seiten schreit es manchmal, auch wenn sie normalerweise heucheln zu verstehen - sie tun es nie. Wieviele Falten sind wohl dem Versuch geschuldet sie verstehen zu lassen...? Aber jetzt nicht mehr. Ich sage: Google 'Hypersensibilität', du Flachwichser, ist ne Krankheit. Imperativ. Und ganz ohne 'bitte'.
Dann plötzlich ein Luftzug - und mein Gesicht ist nass. Es ist kein reißender Strom, eher ein plätschernder Bach. Ganz egal. Es fließt raus, alles raus aus mir, die Badewanne wird leerer und leerer, bis mit einem lauten Rülpsen nichts zurückbleibt. Ich bin allein. Es ist kalt.

Als das Fieber verschwunden ist, steig ich aus der Wanne. Für dieses Mal legt sich eine bleischwere Ruhe auf mein  rohes Gemüt, und ich weiß: Solang ich noch heulen kann, kann ich auch überleben.

Montag, 15. Juli 2013

Dandelion.

Dandelion.

Zwischen all den Rosenknospen und Frühlingsblüten
verborgen
wächst ein Löwenzahn.
Du siehst ihn nicht, wenn du Tag für Tag
achtlos an ihm vorüber gehst. Wie auch?
Er ist klein.
Und die Narzissen blühen herrlich dieses Jahr.
Als du ihn eines Tages doch bemerkst
weckt er keine Freude in dir. Natürlich,
er ist Unkraut. Unkraut heißt Arbeit.
Vor allem deshalb lässt du ihn stehn, allerdings:
sein gelbes Gefieder rührt dich.
Und im Juli -
längst erheben die stolzen Köpfe der Rosen
sie zu den Königinnen des Gartens -
trägt der Sommerwind nebst lauter Garagenmusik
graue Schirmchen an dein Fenster
die sich sacht in deine Haare setzen.

Samstag, 6. Juli 2013

Cinderella.

Als die golden bezifferte Turmuhr der J.Kirche in B. letzten Samstag zur Mitternacht schlug, ging die Sonne auf.

Während ich hier inmitten meiner welken Tomatenpflanzen sitze, und draußen leise Pappelsamen durch die träge Sommerluft schweben, vollzieht sich eine Veränderung.
Ein unvoreingenommener Beobachter würde es wahrscheinlich nicht einmal bemerken. Aber etwas in der Art, wie die häßliche Taubenbrut - diese Seuche meiner, und vieler anderer Städte - heute ihre Bahnen über die Altbauten zieht, lässt sie mir wie anmutige Falken scheinen. Die Sonne bedrängt an diesem Vormittag nicht brutal mein Gesicht, mit munterer Tüchtigkeit bestrahlt sie es, doch sanft. Voller Charme erscheinen mir die sonst so unnatürlich beigen Backsteine vom Nachbarhaus gegenüber.
Und alles ist möglich.
Als hätte die ganze Welt sich über Nacht verändert, aber das hat sie nicht, und ich weiß es.
Verhext.

Durch die dunklen Stoffpartikel nahm ich eine Änderung wahr, noch bevor die Uhr das zwölfte Mal geschlagen hatte. Mir wurde heiß, und ich fühlte mich trunken, dabei hatte ich den Tetrapack Sangria schon nach wenigen Schlucken beiseite gestellt. Cinderella rückwärts - genauso war es. Noch nicht ganz zwölf, und ich hatte kein Ballkleid an, keinen Prinzen an meiner Seite, und keine Kutsche zu meinen Diensten. Aber etwas lange verloren geglaubtes ist zu mir zurückgekehrt.

Nicht, als sei ein unglückseliger Bann über mich gelegt worden, im Gegenteil. Ein Fluch ist von mir genommen. Vielleicht bist du das gewesen. Vielleicht war ich es selber. Unter Umständen war es der kitschige Zauber einer schwärmerischen Sommernacht... Vermutlich ist es nur das Toxin der Mückenstiche.
Alles ist möglich!

Dienstag, 4. Juni 2013

Back.

Du bist zurück.

In meine nervöse aber freudige Unruhe mischt sich allerdings Angstschweiß, und jeder weiß, wie der riecht.
Du verstehst mich einfach nicht. Am Tag fällt es mir nicht schwer, meinen Gefühlen einen Tarnumhang umzuwerfen. Nachts ist das nicht so leicht. Es ist überhaupt nie irgendwas leicht mit mir, ich weiß. Ich weiß. Habe ich denn alles missverstanden, von Anfang an?
Und auch heute, mein Kopf benebelt von besagtem Schweiß und Hormonen, als sich die Nacht über die Küchenfenster legte, war es um mich geschehn. Wie könnte ich dir verzeihen? Aber auch: Wie ohne dich leben?

Du wirst nie begreifen, wie es für mich gewesen ist. Es war die Hölle. Du bist einer von ihnen, das denke ich schon und will aufgeben, aber dann gehen die Sterne an, und was du sagst, ist die Hoffnung.
 Ich hörte, Hoffnung sei das einzige, das stärker ist als Angst und Schmerz.

Eine Maske ist eine Maske ist eine Maske. Vielleicht hast du gar kein Gesicht darunter.


Sonntag, 26. Mai 2013

Two aweful years will come to an end finally (but it will hurt [maybe.])

Und auf einmal war sie da.
Hielt mich fest, wollt' mich nicht lassen
es verschwamm, was vorher klar
und mein Platz ging mir verloren.
Da begann ich, mich zu hassen.
So wurde die Angst geboren.

Und mein Bett wurde mein Hort
rastlos saß ich ganze Nächte
vor dem Laptop, sorgenschwer
jagte, angefüllt mit Ängsten,
meinem Gestern hinterher.
Doch natürlich war es fort...

Und es kommt auch nicht zurück.
Das ist schlimm. Und ist ein Glück!